Früher auf dem Bau hat man solche Dinge mit Dachlatten ” ” erledigt. Dieses Zitat wird Holger Börner (Ministerpräsident von Hessen 1976 bis 1987) zugeschrieben (was er irgendwann dementiert hat). Wir sagen, wohl dem der eine Dachlatte hat, die auf 1,5 m zugeschnitten ist. Das waren zumindest unsere Abstandshalter bei unserer ersten analogen Chorprobe. 

Können wir wieder oder können wir noch nicht? Die Video-Chorproben haben Spass gemacht, die Freude sich mal wieder zu sehen (auf dem Computerschirm) war groß – irgendwie fehlte aber doch was. Ganz alleine mit allen war eine „Krücke“, die Sehnsucht nach was realem, ganz analogem war groß – muss ja nicht zum anfassen sein. Wohl dem, der eine  Dachlatte hat. formatiert auf 1,50 m waren mit diesem hochwichtigen Gerät zwei Wiesen ruckzuck punktgenau bestuhlt. Geht doch!

Und jetzt die Feinplanung: Nach stundenlangem recherchieren und diskutieren der aktuellsten Vorschriften der Flugbahn der Aerosole und neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen, aufwendigem Lage- und Wegeplan erstellen und genauesten Verhaltensempfehlungen kam die schöne Entscheidung: Ja, wir machen das!  

Erst mal Open Air im kleinsten Bereich, auf absolut freiwilliger Basis, in der genehmigten maximalen Anzahl von Personengruppen. Immer 5 Sänger*innen und eine Chorleitung, im Abstand einer Dachlatte. Für die Chorleitung gab’s 50cm dazu. Und das in insgesamt 6 Gruppen immer für 30 Minuten. Die Freude war groß, sich wenigstens auf „kleiner Flamme“ wieder zu sehen. Singen mit oder ohne Maske wurde je nach Bedürftigkeit in der jeweiligen Gruppe entschieden. Der Gruppenwechsel ging im Kreisverkehr, Eingang und Ausgang waren klar definiert, der „Dachlatten-Abstand“ konnte auch da eingehalten werden. Und wer wollte, konnte sich auch die Hände desinfizieren. Geteilt wurde nix – kein Notenblatt, kein Stift, kein garnix. Aber: geteilt wurde die Freude am Zusammenkommen, dem Singen und dem guten Gemeinschaftsgefühl. Auf der Straße bildete sich nach den halben Stunden große Kreise, ja der Dachlattenabstand, um noch ein kurzes Schwätzchen zu halten.

Der Wunsch nach Wiederholung war groß, der Vorstand hat noch intensiver diskutiert und schließlich ein Hygienekonzept für „Open-Air-Singen“ beim Gesundheitsamt eingereicht und genehmigt bekommen. Den Sänger*innen war dieser offizielle Segen wichtig, dem Vorstand auch!

Und klar, die Frage, wann geht es in der großen Gruppe weiter kam natürlich. Also begann die Suche nach einer Fläche mit Stromanschluss im Freien, die es erlauben würde, mit mehr als 5 Personen zu singen. Ja, wir haben es gefunden. Wir werden mit 18 Personen im Freien, im Kreis, im Dachlattenabstand singen. Die Vorfreude ist groß, der Puls steigt. Wir freuen uns drauf.

Bleibt gesund und wascht euch die Hände und vergesst die Dachlatte nicht. 

Hans Brandes und Irene Eisenach