Wir sind 1946 angekommen.
Um das Kapitel „Neuanfang“ aufmachen zu können, benötigt es zu Beginn eine Begriffsklärung:
Was ist eigentlich eine „Fahnenweihe“ und was hat das mit dem Gesangverein zu tun?
In allen Zeiten gab es Banner und Fahnen als Erkennungszeichen von Staaten, Truppen, Zusammenkünften und Institutionen jeder Art. Die Fahne entschied über Sieg oder Niederlage und sie gab und gibt der jeweiligen Institution ein Gesicht. Eine Fahne wird üblicherweise in einem Festakt eingeführt und auch kirchlich gesegnet. Der Männergesangverein „Concordia“ machte das zum Beispiel 1846, zwei Jahre nach der Gründung. Lange Zeit hat man das Datum der Fahnenweihen für Vereinsjubiläen zugrunde gelegt (heute eher die urkundlichen Fakten).
Langenhainer Kulturleben in den Jahren des Wirtschaftswunders
Das erklärt, warum 1946 als wichtiges Jahr zu verstehen ist. Nach überstandenem 2. Weltkrieg und genau 100 Jahre nach der Fahnenweihe bei der „Concordia“ wurde in Langenhain ab dem 18. Juni 1946 wieder gesungen, jetzt als „Männergesangverein 1844 Langenhain“. Sogar der frühere Dirigent, Fritz Bücher, der die „Concordia“ bereits seit 1909 leitete, war wieder dabei.
Die Langenhainer Sänger pflegten schnell wieder die vor dem Krieg gelebte Festtradition.
Hier ist besonders 1951 zu erwähnen:
Offiziell das 105jährige Jubiläum der Fahne, erstmals wieder im großen Festzelt auf dem Platz „Unter den Eichen“. Die Zeit des Aufbaus spiegelte auch dieses Fest wieder. Während der Feierlichkeiten wurden zwei neue Kirchenglocken geweiht, dessen Akt selbstverständlich gesanglich begleitet wurde.
Was heute den jüngeren Mitgliedern im Gesangverein oft nicht bewusst ist: Die Männer des heutigen Traditionschores waren damals schon dabei … und die konnten anpacken.
In den 50er und 60er Jahren kamen neben den gesanglichen Auftritten, Familienabend und Buntes Faschingstreiben noch das Waldfest, aus dem das Vatertagspicknick wurde, dazu. Also, ein kulturelles Ganzjahresprogramm für Langenhain. Ab 1957 wurde zudem erstmals ein Gemeinschaftskonzert mit dem Akkordeonorchester Langenhain veranstaltet.
Kommen wir auf das Vatertagspicknick zu sprechen und machen einen kurzen Ausflug ins Jahr 2017: Ein Besucher des 2017er Vatertagspicknicks (jetzt eine Kooperation zwischen Gesangverein und den Bembeltemplern) sagte – stellvertretend für etliche Besucher: „Ich weiß noch, wie der Vatertag auf der Karthaus gefeiert wurde“.
Ja, und das begann 1968.
In den 60er Jahren fanden kleinere Picknicks wechselnd in der Langenhainer Gemarkung statt, ab 1968 gab es einen festen Standplatz auf einer Lichtung auf der Karthaus, der Anhöhe, von der man den besten Blick auf Langenhain hat. Vereinsmitglied Helmut Ambros baute eigens dafür ein Zelt.
Es ist heute kaum vorstellbar, dass dies bis 1989 ohne vorhandene Infrastruktur (Strom, Wasser, Abwasser) Jahr für Jahr geschafft wurde.
Es wurde geschafft und es kamen Heerscharen.
Die Entscheidung über einen neuen Standort hat uns die Natur abgenommen.
Die schweren Winterstürme im Januar 1990 und final Orkan „Wiebke“ am 28. Februar richteten heftigen Schaden im Wald an. Der Waldrand der Karthaus war nicht nutzbar und so zog die Veranstaltung auf den Festplatz „Unter den Eichen“.
Nach einem kurzen Intermezzo am Jagdhaus ist die Veranstaltung nun dort 2017 auch wieder angekommen… . Die Langenhainer und Ausflügler haben es uns und den Bembeltemplern gedankt. Man hörte sehr oft „wie früher“.
Das Wetter am 25. Mai 2017 war aber auch sehr schön. Wer übrigens vom Vatertags“fest“ spricht, liegt nur teilweise richtig. Ein Fest ist es, aber die Bezeichnung „Picknick“ ist wichtig, weil es die Rast beim Ausflug bedeutet. Ob Bollerwagen, Traktor mit Rolle oder Auto auf den Parkplatz: Es ist ein traditioneller Ausflugstag.
In diesem Kapitel „Neuanfang“ ist das „Singen“ etwas zu kurz gekommen. Gesungen wurde und wird natürlich jede Woche und die Jahre sind begleitet von vielen Auftritten und gewonnenen Preisen.
Die Zeit steht aber „Aufbau“ und „Zusammen“, ohne das gäbe es kein neues Kapitel.
Daher ist es jetzt Zeit ins Kapitel „Umbruch“ >>> überzugehen.
Wir sind jetzt in den 70er Jahren, und es ist immer noch ein „Männer“gesangverein. Emanzipation aller Orten, also auch bei uns.
(aschn)
Die ausführliche Vereinschronik ist dem Buch „Langenhain – Beiträge zur Ortsgeschichte“, erschienen 2009, ISBN 978-3-00-027487-9, zu entnehmen.